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Bistum Münster

Monatsgedanke Oktober 2024

Eine kleine Malve erzählt:

Leben und Sterben sind eins

Jede Pflanze, jedes Tier,
jeder Mensch wird geboren,
um zu leben –

jede Pflanze, jedes Tier,
jeder Mensch wird geboren,
um zu leben und zu sterben.

Das lehrte mich mein Garten
in diesem Jahr besonders,
genauer genommen meine Malve.

Ich glaubte,
sie hatte den Winter nicht überstanden.
Zuerst nahm ich es gar nicht wahr,
glaubte, sie sei eingegangen.

Enttäuscht schaute ich
bei jedem Gang in meinem Garten
auf die Stelle, wo ich sie gepflanzt hatte.

Das Unkraut wucherte und ich entfernte es.

Habe ich sie aus Versehen mit ausgerissen?
Dann eines morgens…

Der Boden bricht auf,
kleine zarte Blätter wachsen.

Ist sie das
oder wieder Unkraut?
Pflanze?
Unkraut?
Pflanze?
Unkraut?
Ich kann es nicht erkennen.

Ich ringe –
Ausreißen?
Stehen lassen?
Warten?

Ich beschließe,
zu beobachten und zu warten.

Eine Woche,
zwei
drei -
Dann das kleine Wunder.
Ich habe es nicht einmal bemerkt.

Da war die erste Blüte da,
groß und stolz, war mein Eindruck.

Jeden Tag machte sie mir im Sommer Freude.
Ich beobachtete.

Knospen kamen viele,
Blüten vereinzelt nur für einen,
höchstens zwei Tage.

Jeden Morgen begrüßte mich eine andere,
die vorherige lag im Beet.

Leben und Tod,
so nah beieinander, dachte ich.
Das Leben gehört zum Tod.
Der Tod zum Leben.

So schön kann es sein,
das Leben -
und (auch) der Tod.
Makaber?
Nein!
Denn der Tod gehört zum Leben,
das Leben zum Tod.

Das lehrt mich auch jetzt meine Malve,
deren Blätter jetzt welken
und dennoch eine Blüte aufstrahlt.

Im Sterben ist das Leben,
das Leben im Sterben.

Du lehrst mich:
Mach Dir keine Sorgen.
Es ist schön –

Auf Wiedersehen, kleine Malve.
ich freue mich auf dein WIEDERsehen.


Irmgard Heidemann, Pastoralreferentin
18.10.2024

 

 

 
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