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Bistum Münster
Audio-Impuls zu Ostern 2020

gesprochen von Pastor Wilhelm Buddenkotte

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Audio-Impuls Ostern 2020

Ostern 2020


„Welches Lied werden Sie vermissen?“

Das Osterfest 2020 darf wegen der Sorge um die Ausbreitung des Coronavirus nicht öffentlich mit Gottesdiensten gefeiert werden. Stattdessen sind alle Gläubigen dazu eingeladen, dass Sie die Gottesdienste mitfeiern, die im Fernsehen und im Internet gezeigt werden. Osternacht oder Festhochamt vor dem Bildschirm! Viele werden froh sein, dass es diese Möglichkeit wenigstens noch gibt. Innerlich im Herzen und im Gebet ist man so den vielen Christen in der Welt verbunden.

Aber gleichzeitig fehlt etwas. Jeder Fußballfan weiß, dass ein Spiel vor dem Fernseher etwas anderes ist als ein Besuch in einem Stadion. Jeder Musikfan spürt, dass die Musik aus dem TV oder von einer CD etwas anderes ist als der Besuch eines Konzerts. Der Kamin im TV knistert auch, aber er wärmt nicht.

So oder so ähnlich wird es in diesem Jahr den Christen weltweit ergehen, wenn sie an Ostern denken. Das höchste Fest der Christenheit gibt es nur über den Bildschirm. Aber immerhin. Eine innere Brücke ist möglich.

Zum Osterfest gehören Gesänge, die von Freude und Hoffnung künden. Wer einmal die lange festliche Osternacht mitgefeiert hat, kennt das Gefühl, das durch den ganzen Menschen geht, wenn nach der Stille die Orgel zum Gloria wieder erklingt, die Glocken wieder läuten. „Das Grab ist leer, der Held erwacht“, in vielen Gemeinden endet die Ostermesse mit diesem Lied, das von der gewaltigen Macht Gottes kündet, dessen Sohn weder von „Grab noch Stein“ festgehalten werden konnte.

Vertraute Lieder wecken Emotionen. Wenn sie gemeinsam gesungen werden, dann stärken sich Menschen damit in ihrer Hoffnung. Das ist in einer voll besetzten Kirche nicht anders als in einem Stadion.

Der Grund der Hoffnung hat für uns Christen einen Namen: Jesus Christus. In diesem Menschen hat Gott der Welt sein Angesicht gezeigt. Der Gott der Bibel wird in Jesus zum „Ich bin da“ für alle Menschen, wie es die Osterkerze unserer Pfarrei bezeugt. Dieser Gott geht alle Wege des Menschen mit. Sogar den Weg durch den Tod bis ins Grab. Kreuz, Tod und Grab. Diese Zeichen von Vernichtung der menschlichen Existenz werden am Ostermorgen zu einem Zeichen der Hoffnung: Es gibt einen Weg, der mitten durch die Dunkelheit des Todes und des Grabes führt… hinüber führt in eine neue Welt … ins ewige Leben beim Vater. Diese Hoffnung treibt den Menschen zum Singen: „Halleluja.“ „Halleluja, lasst uns singen, denn die Freudenzeit ist da. Hoch in Lüften lasst erklingen, was im dunklen Grab geschah…“

Vertraute Texte und Klänge für den gläubigen Christen, der Ostern feiert. Melodien, die von einer großen Hoffnung künden.

Wir können sie vor dem Fernseher singen, gemeinsam mit den Menschen, die uns dort nahe sind. Sie singen die Lieder in der Hoffnung, dass auch wir durch alle Krisenzeiten dieser Welt auf dem Weg zu einem neuen Leben sind. Wir singen sie, weil wir an die Kraft Gottes und an die Gemeinschaft glauben, die der Heilige Geist uns schenkt. Diese Macht und diese Hoffnung leben. Diese Zusage Gottes gilt auch all denen, die (durch das Virus oder auf andere Weise) sterben. Gottes Macht ist stärker als das Leid. Gottes Licht hat die Dunkelheit des Todes besiegt. Gott führt die Menschen heraus aus Resignation und Angst und schenkt Hoffnung und Gemeinschaft.
 
Ostern 2020 ist anders als alle Osterfeste, an die wir uns erinnern können. Die Erfahrung, dass wir unseren Glauben und unsere Hoffnung nicht gemeinsam besingen und öffentlich feiern können, bleibt hoffentlich einmalig. Auch in unsere Situation und Zeit hinein spricht der auferstandene Herr: „Fürchtet euch nicht. Ich bin es.“ Jede Osterkerze, die wir entzünden und jedes Osterlied, das wir summen oder laut singen, ist Zeichen dieser Hoffnung. Der Auferstandene ist da. Er steht vor der Tür meines Lebens und vor der Tür meines Herzens und spricht: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.“ (Offb. 3,20).

Wer die Offenbarung des Johannes liest, begegnet dort vielen Bildern von Gefahren und Katastrophen, die das Leben der Menschen bedrängen. In Bildern erzählt die Offenbarung vom alten Kampf zwischen den Mächten des Bösen und dem lebendigen Gott. Sie erzählt von den Mächten, die zum Bösen verführen und den Tod bringen, aber auch von der unerschütterlichen Hoffnung, dass mitten durch alle Zerstörung und mitten durch die Mächte des Todes hindurch die Welt zum neuen Jerusalem geführt wird. In dieser neuen Stadt, die Gott dem Menschen schenkt, wird Gott selbst alle Tränen der Menschheit trocken. Der „Ich bin da“ löst sein Versprechen ein und schenkt durch Christus, das Lamm Gottes, Leben in Fülle. In diese neue Welt will uns der auferstandene Herr begleiten und führen, wenn er heute zu uns in das Jahr 2020 spricht: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.“

So hoffen wir darauf, dass wir uns demnächst wieder treffen dürfen, um das österliche Mahl mit dem Auferstandenen zu feiern, der in jeder Eucharistie das Brot für uns wandelt und bricht. So hoffen wir darauf, dass wir uns demnächst wieder treffen dürfen, um uns gegenseitig in der Hoffnung zu stärken, dass auch wir durch unsere Taufe als Kinder Gottes Anteil haben am Leben des Auferstandenen, das uns niemand entreißen kann.

Liebe Mitchristen, mir persönlich wird am Ende der Osternacht am meisten das Lied fehlen, das vom Grab singt, das leer ist, dass Jesus Christus der Herr ist über „Tod und Leben“ (GL 778). Darum dürfen wir darauf hoffen: „…und Jesus ist im letzten Streit für uns ein sichrer Hort.“ Deshalb bitten wir diesen Herrn „Herr, bleib bei uns, wenn‘s Abend wird, dass wir nicht irregehn. So wird die Herde wie der Hirt einst glorreich auferstehn. Halleluja, halleluja, halleluja!“

Wilhelm Buddenkotte, Pastor